Tod und Sterben in der Pflege: Wie Pflegende das Sterben & den Tod bewältigen
Wenn Patienten sterben, kann das für Pflegende belastend sein. Das Wichtigste dabei: Richtig oder falsch gibt es hier nicht. Jede Pflegerin und jeder Pfleger sollte selbst für sich herausfinden, wie sie oder er mit der Situation umgeht. Dennoch gibt es Maßnahmen, um die Sterbesituation zu bewältigen – sowohl bei todkranken Menschen, bei denen der Tod absehbar ist, als auch bei Patientinnen und Patienten, deren Versterben plötzlich eintritt.
1. Vor dem Tod – Umgang mit todkranken Menschen & Sterbebegleitung:
Nicht nur der Tod von Patientinnen und Patienten kann belastend sein – häufig ist auch schon die Zeit davor eine Herausforderung für Pflegekräfte. Diese Maßnahmen helfen beim Umgang mit Sterbenden:
- Zeit nehmen: Sich Zeit für die im Sterben liegende Person zu nehmen, hilft dabei, sich mit der Situation auseinanderzusetzen und nicht unter der Belastung des nahenden Todes unterzugehen. Schaffen Sie gute Momente für sich und den bzw. die Kranke. Dadurch können Sie sich leichter auf das Bevorstehende einstellen, verbinden jedoch auch Positives mit der Person.
- Routine beibehalten: Natürlich ist es wichtig, der Patientin bzw. dem Patienten Zeit und Fürsorge entgegenzubringen – doch es sollte nicht Ihren Alltag bestimmen. Behalten Sie Ihre Routine bei und achten Sie darauf, dass Ihr Tag nicht nur aus dem Umgang mit Tod und Sterben besteht.
- Abwechslung ist wichtig: Abwechslung ist nicht nur sinnvoll, sondern sogar notwendig. Verbringen Sie auch mit anderen Patientinnen und Patienten Zeit, trinken Sie einen Kaffee mit der Kollegin oder machen Sie an einem freien Tag einen Ausflug. Beschäftigung mit dem oder der Sterbenden ist wichtig, die Beschäftigung mit sich selbst darf dabei jedoch nicht zu kurz kommen.
- Sich selbst verabschieden: Verschlechtert sich der Zustand der Patientin bzw. des Patienten, ist es Zeit, sich zu verabschieden. Am besten besuchen Sie die Person nach Ihrer Schicht und sprechen mit ihr. Wichtig ist hierbei: Setzen Sie sich Grenzen. Insbesondere dann, wenn Ihnen der bevorstehende Tod zu schaffen macht, dürfen Sie die Verabschiedung zeitlich begrenzen. Patientinnen und Patienten freuen sich in der Regel, wenn die Pflegerin oder der Pfleger sich Zeit für sie nehmen – auch wenn es nur eine viertel Stunde ist.
- Stopp sagen: Wird Ihnen der Umgang mit dem Tod in der Pflege zu viel, dürfen Sie Stopp sagen. Unabhängig davon, ob es um eine bestimmte Person geht oder ob Sie den Tod allgemein als zu belastend in Ihrem Arbeitsalltag empfinden – Ihre Gesundheit sollte nicht an der Situation eines anderen leiden.
- Lichtblicke suchen: Obwohl der Alltag in der Pflege von Sterbeprozessen begleitet wird, gibt es auch Patientinnen und Patienten, den es zunehmend besser geht. Rufen Sie sich diese Personen in Erinnerung und denken Sie über den Beitrag nach, den Sie zu deren Genesung geleistet haben.
- Darüber sprechen: Während der Sterbebegleitung und auch danach kann es sinnvoll sein, über die Situation zu sprechen – denn auch, wenn Sie nicht zu den Angehörigen gehören, dürfen Sie Hilflosigkeit, Angst und Trauer empfinden. Kolleginnen und Kollegen, Freunde, aber auch der Arbeitgebende sind hier die richtige Anlaufstelle. Gegebenenfalls kann auch eine psychologische Betreuung sinnvoll sein.
2. Nach dem Tod – Umgang mit dem Tod einer Patientin oder eines Patienten:
Unabhängig davon, wie viel Zeit man vorher mit der Patientin oder dem Patienten verbringt – das Ableben selbst ist meist dennoch ein Schock. Insbesondere dann, wenn der Tod unerwartet eintritt, kann die Situation für Pflegende und Angehörige belastend sein. Diese Maßnahmen helfen beim Umgang mit dem Tod:
- Abschied nehmen: Nicht nur während des Sterbeprozesses ist ein Abschied angebracht – auch danach kann es helfen, die Person noch einmal zu sehen. Nehmen Sie sich diese Zeit und verabschieden Sie sich von dem oder der Verstorbenen.
- Eine letzte Pflege: Die Würde geht über den Tod hinaus – und kann dabei helfen, abzuschließen. Eine letzte Pflege ist also sowohl ein Zeichen des Respekts gegenüber dem oder der Verstorbenen als auch eine Form des Abschiednehmens für die Pflegekraft.
- Wünsche des Verstorbenen so gut es geht ermöglichen: Der oder die Verstorbene hatte Wünsche für die Zeit nach dem Tod? Versuchen Sie, diese zu ermöglichen. Doch Achtung: Sie sind nicht dafür zuständig, dass der letzte Wille des oder der Verstorbenen erfüllt wird. Solange es Ihnen damit gut geht, können Sie Ihr Bestes geben, die Wünsche zu erfüllen, doch wenn Sie merken, dass es Ihnen zu viel wird oder es Sie zusätzlich belastet, dürfen Sie diese Aufgabe an andere abgeben.
- Für Abwechslung sorgen: Auch nach dem Tod ist Abwechslung wichtig. Zwar sollte man sich durchaus mit der Situation beschäftigen, diese sollte jedoch nicht den Alltag einnehmen.
- Über die eigenen Gefühle sprechen: Die eigenen Gedanken vor Freunden, Kolleginnen und Kollegen oder in einem professionellen Rahmen zu äußern kann dabei helfen, die Situation klarer zu sehen und damit abzuschließen.
- Sich Zeit für sich nehmen: Nicht immer ist Reden die erste Wahl – manchen Pflegerinnen und Pflegern geht es besser, wenn sie nach dem Tod einer Patientin oder eines Patienten zunächst Zeit für sich haben, um ihre Gefühle und Gedanken zu ordnen. Aber Vorsicht: Kapseln Sie sich nicht ab. Wenn Sie merken, dass Sie die Situation alleine nicht bewältigen können, sollten Sie sich Hilfe suchen.
- Normalität schaffen: Routine ist auch nach dem Ableben einer behandelten Person wichtig. Dadurch schaffen Sie einen Ausgleich zu der durch den Tod verursachten Belastung.
- Schuldgefühle zulassen und daraus lernen: In manchen Fällen haben Pflegerinnen und Pfleger nach dem Ableben eines oder einer Gepflegten Schuldgefühle. Diese Gefühle sind völlig in Ordnung, solange sie nicht überhandnehmen. Nicht immer beruhen Schuldgefühle auf konkreten Ereignissen – doch wenn es so ist, versuchen Sie, diese Geschehnisse als Anlass zu nehmen, um sich selbst im Umgang mit Sterbenden zu verbessern und aus den Situationen zu lernen.