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Burnout in der Pflege: Tipps zu Prävention & Selbstfürsorge

Zeit zum Lesen: 3 min.

Eine Krankenschwester fühlt sich verbrannt und hält erschöpft den Kopf nach unten.

Mitarbeiter in der Pflege erwischt ein Burnout durchaus oft. Unsere Gastautorin und Krankenpflegerin Jennifer Melcher erläutert Wege aus dem Burnout und zeigt Möglichkeiten zur Prävention auf.


Erschöpfung & Überlastung in der Pflege - oft keine Überraschung

Anfangs noch „Feuer und Flamme“! Doch dann ausgelaugt und schließlich – ausgebrannt! So geht es vielen Frauen und Männern gerade in einem Pflegeberuf. In einer Zeit, in der die Mitarbeiterzahlen sinken und die Anforderungen steigen, ist praktisch keine Berufssparte vor Burnout gefeit. Auffällig jedoch ist, dass die Fallzahlen psychischer Erkrankungen bei den sozialen Berufen überdurchschnittlich hoch sind. Die Ursachen werden oft in den körperlichen wie psychischen Belastungen zwischen Schichtdienst und menschlichen Tragödien gesucht. Oder im falschen Führungsstil der Leitungsebenen. Doch dabei handelt es sich um eine einseitige Betrachtungsweise.


Was löst ein Burnout bei Pflegepersonal aus?

Die weit verbreitete Ansicht zu den Auslösern eines Burnout-Syndroms geht davon aus, dass in erster Linie äußere Umstände wie Arbeitszeiten, Führungspersonen und das hohe Arbeitspensum für das Krankheitsbild verantwortlich sind. Mindestens zwei Punkte sprechen jedoch dagegen: Zum einen müssten dann annähernd alle Mitarbeiter einer Station oder Abteilung gleichermaßen betroffen sein. Zudem würde ein Wechsel des Arbeitsumfeldes ausreichen, um einem Burnout im Frühstadium entgegenzuwirken.

Der „Burnout-Charakter“
Empathie für Mitmenschen, Aufopferungsbereitschaft für Kollegen, Überfürsorglichkeit, Stress, Hilfsbereitschaft bis zum Helfersyndrom: Es sind jene hohen sozialen Kompetenzen, die es ermöglichen, Menschen in schwierigen Situationen zu begleiten. Doch sie sind auch DER Zündstoff, um „auszubrennen“. Wenn wir über eine effektive Prophylaxe oder eine erfolgreiche Therapie von Burnout sprechen, muss es daher der erste Schritt sein, herauszufinden, welche grundlegenden Charaktereigenschaften die psychische Gesundheit behindern, und wie vermeintlich Betroffene diese zu ihren Gunsten nutzen können.

Beides ist nicht der Fall, wie Erfahrungen aus der Praxis bestätigen. Zum anderen sind weitere Berufsgruppen mit schweren Arbeitsbedingungen – wie Mitarbeiter im Service von Bars, Restaurants und Hotels oder Flugbegleiter – trotz der äußeren Umstände deutlich weniger betroffen. Dahingegen gehören beispielsweise PsychotherapeutInnen trotz geregelter Arbeitszeiten und fixem Terminsystem ebenfalls zu den überdurchschnittlich häufig Betroffenen von Burnout. Auch bei ihnen findet sich ein klassischer Charakterzug wieder: der sogenannte Burnout-Charakter. Die Prävention von Burnout rückt deshalb die seelische Verfassung des Patienten in den Vordergrund. Oft lieben Pflegekräfte nämlich ihren Beruf weiterhin, obwohl er sie scheinbar krank macht. Entsprechende Maßnahmen helfen die Erschöpfungszustände zu kurieren oder das bevorstehende Burnout zu vermeiden.

Welche Anzeichen weisen auf ein Burnout hin?

Sie sind gereizt und gehen „sofort an die Decke?“ Oder Sie leben „wie hinter Glas“ und scheinbar nichts kann sie berühren? Womöglich liegen Sie nächtelang wach? Oder Sie könnten den ganzen Tag schlafen und kommen in der Früh kaum „aus den Federn“? Pflegekräfte beschreiben die Symptome eines Burnouts sehr unterschiedlich. Aber berufliche Erschöpfung kann auch den Erscheinungsformen anderer Ursachen zugeordnet werden – oder schlicht Charaktereigenschaft sein. Wenn Sie das Gefühl haben, in einer Sackgasse zu stecken oder sich chronisch unwohl fühlen, suchen Sie sich professionelle Hilfe. Auch das ist eine Form von „sich selbst ernst nehmen“. Machen Sie sich zum wichtigsten Menschen in Ihrem Leben und pflegen Sie sich gut, damit Sie auch weiterhin andere Menschen so gut pflegen können wie am ersten Tag. 

Burnout-Prävention für Pflegekräfte: Nehmen Sie sich ernst!

Der "Burnout-Charakter" kann und soll nicht therapiert werden, denn seinen ureigenen Charakter zu verändern ist nahezu unmöglich – und auch nicht wünschenswert. Immerhin hat er Sie zu dem wertvollen Menschen (und Mitarbeiter) gemacht, der Sie heute sind. Sie können ihn jedoch zu Ihren Gunsten nutzen. Wie steht es mit Ihrer Selbstfürsorge? Haben Sie genügend Einfühlungsvermögen für sich selbst? Sprechen Sie mit sich selbst ebenso liebevoll wie mit den Personen, die Sie betreuen? Wie gut kennen Sie sich selbst und vor allem Ihre Stärken?

Sich selbst lieben, schätzen und annehmen zu können schafft die ideale Voraussetzung, um sowohl privat als auch beruflich dauerhaft „brennen“ zu können – ohne dabei zu „verglühen“. Dafür bedarf es jedoch einiger Übung und sehr viel Achtsamkeit.

Einfache Übungen zur Selbstfürsorge

In meinen Seminaren biete ich zahlreiche Ansatzpunkte, mit denen Beschäftigte in der Pflege auf einem einfachen und leicht umzusetzenden Weg der Negativspirale entkommen können. Dazu gehören unter anderem:

  • Die zugrundeliegenden Denkmuster analysieren, um sie anschließend positiv zu verändern.
  • Den Stellenwert von selbsterfüllenden Prophezeiungen erkennen und sich zunutze machen.
  • Die zentrale Rolle von Selbstbild, Selbstwert und Selbstvertrauen.
  • Wie bin ich und wie bin ich so geworden. Wie man aus den Spiralen des eigenen Lebens entkommt und was unsere Glaubenssätze mit uns machen.
  • Empathie als Grundlage für das eigene Leben und für die Arbeit mit (fremden) Menschen.
  • Was uns unsere Bedürfnisse sagen und wie wir sie artikulieren.

Entgegen der üblichen Work-Life-Balance-Predigt bevorzuge ich einfache, leicht umsetzbare Energielieferanten, die von jedem Menschen individuell in das eigene (Arbeits-)Leben integriert werden können.

Burnout aktiv verhindern: ein Wort unter KollegInnen

„Alles, was Sie sich vorstellen können, können Sie auch erreichen!“

Was ich Ihnen noch mitgeben möchte:

Wir haben eine begrenzte Lebenszeit von vielleicht 80 bis 90 Jahren. Wie wir diese Zeit verbringen, ist allein unsere Entscheidung. Wenn wir jahrelang „auf der Stelle treten“, mit Schmerzen leben oder mit Menschen zusammen sind, in deren Umgebung wir uns klein fühlen, immer in der Hoffnung, dass sich irgendwann etwas ändern wird oder jemand kommt, um uns aus unserem Elend zu helfen, verschwenden wir unsere Zeit.

Werden Sie aktiv! Setzen Sie sich Ziele für Ihr Leben, stellen Sie sich immer wieder aktiv vor, wie großartig Sie sich fühlen werden, wenn Sie Ihr Ziel erreicht haben. Malen Sie es sich in allen Farben aus. Und dann machen Sie sich auf den Weg, um Ihr Ziel zu erreichen. Einen Schritt nach dem anderen. Lassen Sie sich von niemandem entmutigen.

Die Autorin

Jennifer Melcher

  • Krankenschwester
  • Therapeutin
  • Wundmanagerin
  • Referentin und Lehrerin für Krankenpflege
  • Entwicklerin der „Eigenverantwortlichen Burnout Prophylaxe“

Kontakt: www.jennifer-melcher.at

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