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Stress in der Pflege – wie der Arbeitsalltag wieder funktioniert

Zeit zum Lesen: 3 min.

Medizinisches Fachpersonal sitzt auf dem Boden und sieht müde oder verzweifelt aus

Wann war mein Arbeitsalltag zuletzt entspannt? Liegt es an mir, dass ich überfordert bin? Was kann ich tun, um meinen Alltag gesünder zu gestalten? Wieso macht mir die Arbeit keine Freude mehr? Diese Fragen stellen sich viele Pflegekräfte in Deutschland – denn Stress in der Pflege ist kaum mehr wegzudenken. Was Sie als Pflegefachkraft und als Arbeitgeberin oder Arbeitgeber gegen den Stress in der Pflege tun können, lesen Sie hier.


Ist Stress im Pflegealltag vorprogrammiert? Was Stresssituationen auslöst

Die meisten Pflegekräfte erleben es, zahlreiche Studien bestätigen es – der Arbeitsalltag in der Pflege wird von Stress dominiert. Woher kommt der Stress im Pflegeberuf? Die Reaktionen auf unsere Umfrage zum Tag der Pflegenden zeigen: Schichtarbeit, lange Arbeitszeiten, wenige und unregelmäßige Pausen, Zeitdruck, eine hohe Verantwortung sowie ein häufig harscher Umgang miteinander, dazu vergleichsweise geringe Entlohnung für die psychisch und physisch so fordernde Arbeit sowie  zunehmender Personalmangel führen zu Stress, Überlastung, Depressionen, Cool-out und Burn-out in der Pflege — ein Teufelskreis.

Doch obwohl der Pflegeberuf sehr fordernd ist, lässt sich Stress im Pflegealltag vermeiden. Wie Arbeitgebende dem Stress in der Pflege entgegenwirken und welche Maßnahmen Pflegefachkräften einen entspannteren Arbeitsalltag ermöglichen, haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst.

Stress in der Pflege vermeiden: Tipps & Tricks für Pflegende

Lange Arbeitsschichten, wenig Erholungszeiten, Dauerstress – Sie kennen das? Damit Ihr Stresslevel sinkt und der Erschöpfungszustand nicht weiter anhält, versuchen Sie, diese Punkte in Ihren Arbeitsalltag zu integrieren:

Respektvolles Miteinander: Ob man gut gelaunt in die Schicht startet oder übermüdet und hilflos die Aufgaben abarbeitet, hängt davon ab, wie einem die Kolleginnen und Kollegen begegnen. Wann hat Sie Ihre Kollegin zuletzt gefragt, wie es Ihnen wirklich geht?

  • Oder wann hat Ihr Kollege Ihnen zuletzt einen Kaffee mitgebracht? Und wann haben Sie das bei Ihren Kollegen getan? Respektvolles Miteinander besteht nicht nur daraus, keine Kritik zu äußern, sondern auch aktiv zu loben und füreinander dazusein. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und machen Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen ein paar Komplimente. Auch wenn das nicht die Lösung gegen den Stress in der Pflege ist, trägt ein starkes Team doch maßgeblich zum Umgang mit Stresssituationen bei.
  • Feedback für die Chefetage: Wo viel Stress herrscht, fehlt oft die Kommunikation. Einige Stressfaktoren lassen sich nämlich durchaus minimieren, wenn die Arbeitgebenden sich dafür einsetzen. Teilen Sie Ihren Vorgesetzten regelmäßig mit, wo Sie sich Veränderungen wünschen und wie diese Veränderungen aussehen sollen. Auch hier gilt: Positives darf und soll ebenfalls gerne weitergegeben werden – denn auch der Chef oder die Chefin freuen sich über die ein oder andere positive Rückmeldung.
  • Gesunde Ernährung: Wie viel Zeit nehmen Sie sich für Ihre Mahlzeiten? Ein schneller Müsliriegel zwischendurch oder das Sandwich zwischen den Schichten stillen zwar kurzfristig den Hunger, fördern jedoch den Erschöpfungszustand. Nehmen Sie sich daher Zeit und essen und trinken Sie hinreichend. Worauf Sie dabei achten sollten und wie Sie auch im stressigen Alltag gesunde Mahlzeiten integrieren können, erfahren Sie in unserem Ratgeber zum gesunden Essen und Trinken als Pflegekraft.
  • Nein sagen können: Empathie und Fürsorge sind zwar lobenswert und haben Sie in Ihr Berufsfeld geführt, sollten jedoch nicht einseitig sein. Nein zu sagen bedeutet nicht, dass Sie jemanden im Stich lassen, sondern dass Sie sich selbst mit Fürsorge behandeln. Kommunizieren Sie klar und deutlich, wie es Ihnen geht, was möglich ist und was nicht.
  • Fehlzeiten rechtzeitig kommunizieren: Nicht alle Fehlzeiten sind absehbar – aber die, die es sind, können frühzeitig mitgeteilt werden. Dadurch ersparen Sie Ihrer Arbeitgeberin oder Ihrem Arbeitgeber Stress, Ihren Kolleginnen und Kollegen zusätzliche Arbeit und sich selbst Ärger.
  • Entspannungstechniken: An besonders anstrengenden Tagen sind kurze Sequenzen der Ruhe wichtiger denn je. Entspannungsmethoden wie Meditation, Dehnübungen, Musikhören oder Atemübungen lassen sich auch in eng getaktete Schichten integrieren.

Feste Zeiten für Familie und sich selbst: In der Arbeit haben Sie feste Schichten und verbringen sogar mehr Zeit mit der Pflege anderer als mit sich selbst. Umso wichtiger ist es, auch für sich selbst und die eigene Familie feste Zeiten einzuplanen, in denen die Arbeit nicht dazwischen kommt.

Gegen den Stress in der Pflege – das können Arbeitgebende tun

Eine hohe Arbeitsbelastung und die daraus resultierende Gereiztheit wirken sich stark auf die Gesundheit des Pflegepersonals aus und erreichen früher oder später auch die Patientinnen und Patienten. Diese Maßnahmen helfen dabei, die Arbeitsabläufe zu optimieren und die Stressfaktoren der Arbeitnehmenden zu minimieren:

  • Frühzeitige Personalplanung: Eine frühzeitige Personalplanung beeinflusst in vielerlei Hinsicht den Arbeitsalltag: Pflegende können ihre Schichten planen, die Patientenversorgung kann sichergestellt und Übergabezeiten festgelegt werden. Vertretungszeiten sollten ebenfalls bereits im Vorfeld besprochen werden, damit im Krankheitsfall nicht einige Mitarbeitende Doppelschichten arbeiten müssen.
  • Transparente Arbeitsorganisation: Arbeitsabläufe und Herangehensweisen transparent zu gestalten, sorgt nicht nur für Vertrauen vonseiten der Pflegefachkräfte, sondern ermöglicht auch Verbesserungsvorschläge und Mitsprache. 
  • Offenes Ohr für Mitarbeitende: Wer Mitarbeitende nur als Fachkräfte ansieht, erreicht auf Dauer nichts als Überforderung und Stress im Pflegealltag. Sehen Sie die Mitarbeitenden als Menschen an, fragen Sie sie, wie es ihnen geht und ob sie Unterstützung benötigen. Nehmen Sie sich Zeit für sie und bieten Sie ihnen regelmäßige Sprechstunden an.
  • Regelmäßige Feedbackgespräche: Feedback hilft nicht nur dabei, Arbeitsstrukturen zu optimieren, sondern verbessert auch das Arbeitsgefühl der Pflegenden. Sagen Sie den Mitarbeitenden offen, was gut läuft und wo es noch Verbesserungspotenzial gibt, bieten Sie Ihre Hilfe an und seien Sie offen für Kritik. Nur so lässt sich ein Verhältnis auf Augenhöhe führen.
  • Teambuilding: Vor allem bei psychisch und physisch derart fordernden Tätigkeiten wie der Pflege ist die Arbeit im Team ausschlaggebend für ein positives Arbeitsklima. Verstehen sich die Mitarbeitenden gut und unterstützen sich gegenseitig? Oder überwiegen Gereiztheit, herrscht ein rauer  Umgangston oder sogar Konkurrenz? Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Team und versuchen Sie, die Kollegialität unter den Mitarbeitenden zu fördern.
  • Förderung des Miteinanders zwischen Pflegenden und Gepflegten: Nicht nur Vorgesetzte und Mitarbeitende sowie das Team unter sich sollten sich mit Respekt begegnen, sondern auch die Pflegekräfte und die Gepflegten. Häufig tragen zwischenmenschliche Konflikte mit den Patientinnen und Patienten zum Stress in der Pflege bei oder gute Verhältnisse können aus Zeitmangel nicht vertieft werden. Fördern Sie das Verhältnis, indem Sie Ihre Mitarbeitenden regelmäßig fragen, wie es ihnen mit den Patientinnen und Patienten geht und was sie sich im Umgang mit ihnen wünschen.
  • Zeit einplanen: Zeitdruck gehört zu den maßgeblichsten Stressfaktoren im Arbeitsalltag. Pflegende können sich nicht die Zeit für die Gepflegten oder für sich nehmen, die sie benötigen. Das belastet sowohl körperlich als auch psychisch. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeitenden, indem Sie genug Zeit für die Aufgaben einplanen, nicht gleich Kritik äußern, wenn eine Pflegekraft einmal länger braucht oder neu ist und die Aufgaben nicht schnell genug erledigt.
  • Arbeit ermöglichen: Technische Hilfsmittel, ein übersichtliches Ordnungssystem, regelmäßige Erholungszeiten und die Förderung gesunder Ernährung durch Essensmöglichkeiten am Arbeitsplatz sind das A und O, wenn es darum geht, Stress in der Pflege zu vermeiden und die Arbeit effizienter zu gestalten.
  • Lob statt Strenge: Wer seine Mitarbeitenden immer nur kritisiert, erreicht keine Verbesserung. Loben Sie die Fachkräfte und feiern Sie auch kleine Erfolge miteinander.
  • Aufgaben rechtzeitig und deutlich erläutern: Es mag banal klingen, ist aber eine der häufigsten Stressauslöser im Berufsalltag: Unklare Arbeitsanweisungen. Formulieren Sie die anstehenden Aufgaben klar und deutlich und nehmen Sie sich Zeit für etwaige Nachfragen.

Gefährdungsbeurteilung: Gesunde Arbeitsumgebungen, mögliche Gefährdungen und Brennpunkte halten Sie in der Gefährdungsbeurteilung fest. Diese Beurteilung ist verpflichtend und sollte gewissenhaft geführt werden

Stressbewältigung in der Pflege – unser Fazit

Stress im Pflegeberuf ist keine Seltenheit – umso wichtiger ist es, einen positiven Umgang mit Stress zu erlernen und gemeinsam dem arbeitsbedingten Druck entgegenzuwirken. Sowohl für Pflegende als auch für Arbeitgebende gibt es verschiedene gesundheitsfördernde Maßnahmen, mit denen der Stress im Pflegealltag nicht überhandnimmt. Das A und O dabei? Gemeinschaft. Wer aufeinander achtet und gemeinsam an einer Lösung arbeitet, erreicht nicht nur eine Stärkung des Arbeitsklimas, sondern auch der psychischen und physischen Gesundheit. Nehmen Sie sich daher Zeit und überlegen Sie sich, wie Sie sich selbst und Ihrem Team eine Freude machen, Arbeitsabläufe optimieren und das Miteinander fördern können.

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