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Wunder Muttermilch

Zusammensetzung der Muttermilch: Woraus besteht deine Muttermilch?

Zeit zum Lesen: 3 min.

Sie ist voller Nährstoffe, die dein Baby versorgen und schützen. Aber wusstest du, dass sich die Zusammensetzung der Muttermilch im Laufe der Zeit verändert? Hier erfährst du, was alles in deiner Muttermilch enthalten ist und wie sich ihre Zusammensetzung jederzeit den Bedürfnissen deines Babys anpasst.

Da Muttermilch die erste Nahrung deines Baby ist, sind in ihr natürlich grundlegende Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Proteine und Fette sowie Wasser enthalten, um dein Baby mit Flüssigkeit zu versorgen.1 Doch Muttermilch ist kein gewöhnliches Nahrungsmittel – sie hat über die Ernährung hinaus noch viele weitere Vorteile.

Woraus besteht Muttermilch?

Unter den weiteren Inhaltsstoffen von Muttermilch, die in jeder Stillmahlzeit vorhanden sind – und von denen viele nicht künstlich nachgebildet werden können – , sind:

  • Millionen lebender Zellen. Darunter sind weiße Blutkörperchen, die das Immunsystem stärken, sowie Stammzellen, die zur Entwicklung und Heilung von Organen beitragen können.2
  • Über 1000 Proteine3 helfen deinem Baby zu wachsen und sich zu entwickeln. Sie aktivieren sein Immunsystem und fördern das Wachstum und den Schutz von Neuronen in seinem Gehirn.
  • Alle in der Muttermilch enthaltenen Proteinen sind aus Aminosäuren aufgebaut. In deiner Muttermilch sind mehr als 20 dieser Verbindungen. Die essentiellen Aminosäuren sind somit in ausreichendem Masse in deiner Muttermilch enthalten und garantieren das Wachstum deines Babys. 4 Nukleotide sind Bestandteile der DNA und der RNA. Sie fördern u.a. das Wachstum, insbesondere das Darmwachstum deines Babys. Die Konzentration einiger Nukleotide – steigt nachts an, und Wissenschaftler vermuten, dass sie schlaffördernd wirken. 5
  • Über 200 komplexe Zuckermoleküle – Oligosaccharide6 genannt – fungieren als Präbiotika und füttern die „guten Bakterien“ im Darm deines Babys. Sie beugen zudem Infektionen vor, indem sie verhindern, dass die Erreger in den Blutkreislauf gelangen, und senken das Risiko einer Gehirnentzündung.
  • Über 40 Enzyme.7 Enzyme sind Katalysatoren, die chemische Reaktionen im Körper beschleunigen. Die in deiner Milch helfen deinem Baby zum Beispiel bei der Verdauung und beim Aufbau des Immunsystems sowie bei der Aufnahme von Eisen.
  • Wachstumsfaktoren, die eine gesunde Entwicklung fördern.1 Sie haben Einfluss auf viele Körperbereiche deines Babys, wie seinen Darm, seine Blutgefäße, sein Nervensystem und seine hormonproduzierenden Drüsen.
  • Apropos Hormone – deine Muttermilch enthält jede Menge davon!7 Die intelligenten Botenstoffe vermitteln zwischen Geweben und Organen, damit sie ordnungsgemäß funktionieren. Einige regeln den Appetit deines Babys und seinen Schlafrhythmus und sogar die Bindung zwischen euch beiden.
  • Vitamine und Mineralstoffe – Nährstoffe, die ein gesundes Wachstum und die Organfunktion fördern, sowie zum Aufbau der Zähne und Knochen deines Babys beitragen.1
  • Antikörper, auch bekannt als Immunglobuline. Es gibt fünf grundlegende Formen von Antikörpern, und alle sind in deiner Muttermilch zu finden.8 Sie schützen dein Baby vor Krankheiten und Infektionen, indem sie Bakterien und Viren neutralisieren.
  • Vielleicht hast du schon einmal von langkettigen Fettsäuren gehört, denn sie spielen eine zentrale Rolle für den Aufbau des Nervensystems deines Babys sowie für eine gesunde Entwicklung des Gehirns und der Augen.9 Und – wie du wahrscheinlich schon vermutet hast – es befinden sich auch mehrere von ihnen in deiner Muttermilch!
  • 1400 microRNA, von denen angenommen wird, dass sie die Genexpression fördern und der Entwicklung von Krankheiten vorbeugen oder diese sogar stoppen, das Immunsystem deines Babys stärken und eine Rolle bei der Veränderung deiner Brust spielen.10

Obwohl dies schon eine lange Liste ist, gibt es noch viel mehr Inhaltsstoffe in deiner Muttermilch – und die Wissenschaft entdeckt immer noch weitere. Bemerkenswert ist, dass sich die Konzentration dieser Inhaltsstoffe im Laufe der Zeit verändern kann, je nachdem, wie alt dein Baby ist und was es gerade benötigt.

Aber lass uns ganz am Anfang beginnen ...

Die ersten paar Tage: Kolostrum

Die erste Milch, die deine Brust nach der Geburt deines Babys produziert, nennt sich Kolostrum (oder Vormilch). Diese dickflüssige, klebrige Muttermilch wird häufig als „flüssiges Gold“ bezeichnet, nicht nur aufgrund ihrer gelben bis orangenen Farbe, sondern auch weil sie für dein zartes Neugeborenes so wichtig ist und besonders nahrhaft und schützend wirkt.

Zu Beginn wirst du nur sehr kleine Mengen produzieren – nur 40 bis 50 ml in 24 Stunden11 – doch da der Magen deines Babys zunächst lediglich die Größe einer Murmel hat, reicht das vollkommen aus. Kolostrum ist außerdem sehr leicht zu verdauen. Und auch wenn es nur in relativ geringen Mengen gebildet wird – seine Inhaltsstoffe sind Gold wert!

Zusammensetzung des Kolostrums

Im Kolostrum sind dieselben Inhaltsstoffe enthalten wie auch in deiner späteren Milch, nur die Konzentration dieser Inhaltsstoffe ist unterschiedlich, da es auf die Bedürfnisse deines Neugeborenen zugeschnitten ist.

Kolostrum wird manchmal auch als natürliche Impfung bezeichnet, weil sein Anteil an Antikörpern und weißen Blutkörperchen so hoch ist. Das muss so sein, damit deine erste Milch dein Baby vor Infektionen und Krankheiten schützen kann, sobald es die geschützte Umgebung deines Mutterleibs verlassen hat.

Die schützenden Eigenschaften des Kolostrums sind außerdem für das Verdauungssystem deines Babys wichtig. Babys kommen mit einer durchlässigen Darmschleimhaut auf die Welt, die vom Kolostrum ausgekleidet und versiegelt wird.12,13 Dies ist besonders wichtig, wenn dein Baby zu früh geboren wurde, da ein höheres Risiko besteht, dass es an der nekrotisierenden Enterokolitis (NEK), einer gefährlichen Darmkrankheit, erkrankt.13

Kolostrum ist außerdem reich an Mineralstoffen und Vitaminen, mit höheren Konzentrationen von Vitamin A, E und K als in reifer Muttermilch. Der prozentuale Anteil von Proteinen ist ebenfalls höher.1 Kolostrum wirkt auch abführend, um deinem Baby seinen ersten Stuhlgang, das Ausscheiden des sogenannten „Kindspechs“, zu erleichtern.14

Die nächsten zwei Wochen: Übergangsmilch

In der ersten Lebenswoche deines Babys, rund zwei bis vier Tage nach der Geburt, nimmt deine Muttermilchmenge zu. Vielleicht spürst du, dass deine Brust voller und fester wird – eine Veränderung, die „Milcheinschuss“ genannt wird. Am dritten Tag wird dein Baby in 24 Stunden schon 300 bis 400 ml Muttermilch trinken und bis zum fünften Tag wird diese Menge auf 500 bis 800 ml ansteigen. Es ist somit nicht verwunderlich, wenn sich deine Brüste möglicherweise größer anfühlen!11

Von Tag fünf bis Tag 14 nennt sich deine Milch „Übergangsmilch“.15 Wie der Name schon vermuten lässt, wird aus dem Kolostrum allmählich reife Muttermilch. Sie wird cremiger in Farbe und Textur und weist einen höheren Fett-, Kalorien- und Laktosegehalt (ein natürlicher Zucker) auf und ist so die ideale Nahrung für dein schnell wachsendes Neugeborenes.

Doch keine Sorge: Sie ist immer noch voller schützender Antikörper, lebender Zellen, „guter“ Bakterien und anderer bioaktiver Inhaltsstoffe, damit dein Baby gesund bleibt.15

Nach vier Wochen: Reife Milch

Wenn dein Baby vier Wochen alt ist, bildet deine Brust reife Muttermilch. Sie ist reich an Proteinen, Zucker, Vitaminen und Mineralstoffen sowie an zahlreichen bioaktiven Inhaltsstoffen – wie Hormonen, Wachstumsfaktoren, Enzymen und lebenden Zellen –, um das gesunde Wachstum und die Entwicklung deines Babys zu fördern.7

Ab der vierten Woche bleiben der Nährstoffgehalt und die Konzentrationen der Inhaltsstoffe der reifen Muttermilch in der Regel recht konstant. Doch die Zusammensetzung deiner Muttermilch kann sich nach wie vor von Tag zu Tag und von Stillmahlzeit zu Stillmahlzeit verändern.

Wenn du oder dein Baby zum Beispiel krank werden, wird dein Körper Antikörper produzieren, um genau diese Krankheit zu bekämpfen, und diese Antikörper gehen in deine Milch über. Und wenn dein Baby anfängt, die Welt zu entdecken und Spielzeuge in den Mund zu stecken, steigt auch die Konzentration der schützenden, Bakterien bekämpfenden Enzyme in deiner Muttermilch an.16 Diese Veränderungen in der Zusammensetzung deiner Muttermilch zeigen, dass sie sich permanent an die wechselnden Bedürfnisse deines Babys anpasst.

Was sind Vorder- und Hintermilch?

Vielleicht ist dir aufgefallen, dass deine Milch gegen Ende einer Stillmahlzeit dickflüssiger und cremiger aussieht. Der Grund dafür ist folgender: Je länger eine Stillmahlzeit dauert, desto höher wird der Fettgehalt der Muttermilch. Das liegt an der Art und Weise, wie sich die Milch durch deine Brust bewegt. Sie wird häufig als Hintermilch bezeichnet, während die erste, eher „wässrige“ Milch auch Vordermilch genannt wird. Aufgrund dieser beiden Bezeichnungen könnte man annehmen, dass ein konkreter Wechsel von Vordermilch zu Hintermilch stattfindet, dem ist aber nicht so. Die Veränderung ist ein allmählicher Prozess. 15 Beide Arten von Milch sind wesentliche Bestandteile einer vollständigen Stillmahlzeit und reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Proteinen und Zuckern.

Der Fettgehalt deiner Milch hängt auch damit zusammen, wie stark deine Brust entleert wurde. Deine Brüste sind zu Beginn einiger Stillmahlzeiten vielleicht voller, weil die letzte Stillmahlzeit schon länger zurückliegt. Der Fettgehalt der Milch ist dann zunächst geringer, steigt aber mit zunehmender Stilldauer an. Stillst du häufiger, ist der Unterschied im Fettgehalt zwischen Vorder -und Hintermilch nicht ganz so groß. Du musst dir aber keine großen Gedanken über Vorder- und Hintermilch machen – innerhalb von 24 Stunden wird dein Baby jeden Tag insgesamt in etwa die gleiche Menge Fett zu sich nehmen.17

Zusammensetzung der Muttermilch nach sechs Monaten

Du fragst dich vielleicht, wie sich deine Muttermilch verändert, wenn du langfristig weiterstillst. Kann dein Körper wirklich monate- oder sogar jahrelang weiter so qualitativ hochwertige reife Muttermilch produzieren? Die Antwort: Du solltest deine Brust nicht unterschätzen!

Auch wenn du ab dem sechsten Monat Beikost einführen solltest, um die Speicher deines Babys mit bestimmten Nährstoffen, wie zum Beispiel Eisen, zu füllen, 18 macht deine Muttermilch weiterhin einen großen Teil seiner Ernährung aus.

Im Alter von sieben Monaten deckt dein Baby zum Beispiel immer noch 93 % seines Kalorienbedarfs mit deiner Muttermilch. Auch im Alter zwischen 11 und 16 Monaten wird rund die Hälfte des täglichen Kalorienbedarfs weiterhin über die Muttermilch gedeckt.19

Du kannst dich also entspannt zurücklehnen mit dem Wissen, dass ihr beide die Vorteile des Stillens noch viele Monate lang genießen könnt.

References

1 Ballard O, Morrow AL. Human milk composition: nutrients and bioactive factors. Pediatr Clin North Am. 2013;60(1):49-74.

2 Hassiotou F et al. Cells in human milk: state of the science. J Human Lact. 2013;29(2):171-182.

3 Beck KL, et al. Comparative proteomics of human and macaque milk reveals species-specific nutrition during postnatal development. J Proteome Res. 2015;14(5):2143-2157.

4 Zhang Z et al. Amino acid profiles in term and preterm human milk through lactation: a systematic review. Nutrients. 2013;5(12):4800-4821.

5 Sánchez CL et al. The possible role of human milk nucleotides as sleep inducers.Nutr Neurosci. 2009;12(1):2-8.

6 Moukarzel S, Bode L. Human milk oligosaccharides and the preterm infant: a journey in sickness and in health. Clin perinatol. 2017;44(1):193-207.

7 Hamosh M. Bioactive factors in human milk. Pediatric Clinics. 2001;48(1):69-86.

8 Brandtzaeg P. The mucosal immune system and its integration with the mammary glands. The J Pediatr. 2010;156(2):S8-15.

9 Uauy R et al. Essential fatty acids in early life: structural and functional role. Proc Nutr Soc. 2000;59(1):3-15.

10 Alsaweed M et al. Human milk cells and lipids conserve numerous known and novel miRNAs, some of which are differentially expressed during lactation. PLoS One. 2016;11(4):e0152610.

11 Neville MC et al. Studies in human lactation: milk volumes in lactating women during the onset of lactation and full lactation. Am J Clin Nutr. 1988;48(6):1375-1386.

12 Marchbank T et al. Pancreatic secretory trypsin inhibitor is a major motogenic and protective factor in human breast milk. Am J Physiol Gastrointest Liver Physiol. 2009;296(4):G697-703.

13 Herrmann K, Carroll K. An exclusively human milk diet reduces necrotizing enterocolitis. Breast Med. 2014;9(4):184-190.

14 Lawrence RA, Lawrence RM. Breastfeeding: A guide for the medical profession; 2011. 1114 p.

15 Martin CR et al. Review of infant feeding: key features of breast milk and infant formula. Nutrients. 2016;8(5):279.

16 Montagne P et al. Changes in lactoferrin and lysozyme levels in human milk during the first twelve weeks of lactation. InBioactive components of human milk 2001 (pp. 241-247). Springer, Boston, MA.

17 Kent JC, et al. Volume and frequency of breastfeedings and fat content of breast milk throughout the day. Pediatrics. 2006;117(3):e387-395.

18 Kuo AA et al. Introduction of solid food to young infants. Matern child health J. 2011;15(8):1185-1194.

19 Dewey KG et al. Breast milk volume and composition during late lactation (7-20 months). J Pediatr Gastroenterol Nutr. 1984;3(5):713-720.

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