Stilltipps
Zeit zum Lesen: 9 min.
Möglicherweise musst du erst einmal ein paar Stillpositionen ausprobieren, bevor du die Position findest, die am besten zu dir und deinem Baby passt. Schau doch einfach mal in unsere Bildergalerie zur Inspiration.
Es gibt keine richtige oder falsche Art und Weise, dein Baby zu halten und zu stillen, und jedes Mutter-Baby-Paar wird seine eigene Lieblingsposition finden. Am wichtigsten ist, dass ihr euch beide wohl fühlt.1,2 Ein paar unterschiedliche Stillpositionen und -techniken zu kennen, kann allerdings hilfreich sein, denn im Alltag ist oft Flexibilität gefordert, insbesondere wenn dein Baby größer wird und du öfters unterwegs bist.
Unabhängig davon, für welche Stillposition du dich entscheidest, solltest du Folgendes beachten:
Stillen in Rückenlage, auch bekannt als „intuitives Stillen“,1 ist meist die erste Position, die Mütter ausprobieren. Wenn dein Baby direkt nach seiner Geburt auf deine Brust oder deinen Bauch gelegt wird, wird es sich – sofern alles in Ordnung ist – instinktiv bis zu einer deiner Brüste vorarbeiten und versuchen, die Brustwarze zu erfassen – dieses Phänomen wird auch als „Breast Crawl“ bezeichnet. Der Hautkontakt stimuliert seinen Stillinstinkt, während die Schwerkraft ihm dabei hilft, deine Brustwarze gut zu erfassen und seine Position zu halten.
Doch das Stillen in Rückenlage ist nicht nur etwas für Neugeborene – es kann bei Babys jeden Alters gut funktionieren. Es kann besonders nützlich sein, wenn dein Baby in anderen Positionen Schwierigkeiten hat, die Brustwarze zu erfassen, wenn es nicht möchte, dass man seinen Kopf beim Stillen berührt, wenn du einen starken Milchspendereflex hast oder wenn du große Brüste hast, wie Isabel, Mutter eines Kindes aus Großbritannien, feststellte: „Dadurch, dass meine Brüste so groß waren und mein Baby so klein (2,7 kg), war es anfangs schwer, die richtige Position zu finden. Ich habe ein paar Wochen gebraucht, um zu verstehen, dass ich selbst entscheiden kann, in welcher Position ich stille. Letztendlich habe ich hauptsächlich im Liegen gestillt und mein Baby lag auf meinem Bauch.“
Wahrscheinlich ist es für dich bequemer, wenn du deinen Oberkörper nur leicht zurücklehnst, als wenn du flach auf dem Rücken liegst. Nutze Polster und Kissen zum Abstützen und damit du dein Baby sehen kannst.
Das ist die klassische Haltung, die wir uns vorstellen, wenn wir ans Stillen denken. Du sitzt dabei aufrecht, dein Baby liegt auf der Seite. Sein Köpfchen und sein Nacken liegen auf deinem Unterarm und sein Körper eng an deinem Körper, Bauch an Bauch.3 Obwohl dies eine sehr beliebte Position ist, ist sie mit einem Neugeborenen nicht immer einfach anzuwenden, da dein Baby dabei nicht so gut gestützt wird, wie in anderen Positionen. Mit einem Kissen oder Polster im Rücken und einem Stillkissen auf deinem Schoß als Stütze für dein Baby oder deine Arme, hast du möglicherweise besseren Halt und belastest deinen Rücken und deine Schultern nicht so sehr. Wenn du ein Stillkissen verwendest, achte darauf, dass dein Baby nicht zu hoch liegt – deine Brüste sollten auf ihrer natürlichen Höhe bleiben, um wunde Brustwarzen oder eine angespannte Saugposition zu vermeiden.
„Ich habe in der Wiegehaltung gestillt, weil das gut funktioniert hat! Es war bequem, und ich saß gerne einfach nur da und schaute mir mein Baby an“, erzählt Rachael, Mutter von zwei Kindern aus Italien.
Sie ähnelt der Wiegehaltung, doch deine Arme tauschen die Rollen, sodass der Körper deines Babys entlang deines gegenüberliegenden Unterarms liegt.3 Das Ziel besteht darin, dein Baby um den Nacken und um die Schultern herum zu stützen, um ihm zu ermöglichen, seinen Kopf vor dem Erfassen der Brustwarze zu neigen. Das ist eine sehr gute Haltung, um ein Neugeborenes zu stillen, und sie eignet sich auch ideal für kleine Babys und solche, die Schwierigkeiten beim Erfassen der Brustwarze haben. Da dein Baby vollständig von deinem gegenüberliegenden Arm gestützt wird, kannst du seine Position besser kontrollieren und deine freie Hand nutzen, um deine Brust zu formen.
Julie, Mutter von zwei Kindern aus Großbritannien, gefällt die Flexibilität an dieser Position: „Normalerweise stille ich mein Neugeborenes in der Kreuzhaltung. So habe ich eine Hand frei, um mich um mein Kleinkind zu kümmern.“
Halte dein Baby in den ersten Tagen nicht am Kopf, da du so sein Kinn auf seine Brust drücken könntest. Das könnte wiederum dazu führen, dass es deine Brustwarze zu flach erfasst (deine Brustwarze somit eher seinen Zungengrund berührt als seinen Gaumen) und du wunde Brustwarzen bekommst. Je älter dein Baby wird, desto einfacher wird diese Technik, und du kannst das Köpfchen deines Babys mit deiner Hand stützen (wie auf unserem Bild oben zu sehen).
In dieser Haltung (auch bekannt als Footballhaltung oder Rückengriff) sitzt du, während dein Baby neben deinem Unterarm liegt. Sein Körper schmiegt sich an deine Seite, seine Füße zeigen zur Lehne des Stuhl oder worauf auch immer du sitzt.3 Dies ist eine weitere nützliche Stillhaltung für die erste Zeit, denn dein Baby wird optimal gestützt, während du weitestgehend die Kontrolle behältst und sein Gesicht gut sehen kannst. Da du dein Baby dabei sehr nah an deinem Körper hältst, fühlt es sich auch besonders geborgen. Auch Mütter, die per Kaiserschnitt entbunden haben, Zwillinge haben oder deren Babys zu früh geboren wurden, sowie Mütter mit größeren Brüsten werden an dieser Haltung Gefallen finden.
„Bei meiner ersten Tochter hatte ich sehr große Brüste mit Körbchengröße K, die doppelt so groß waren wie ihr Kopf“, erinnert sich Amy, Mutter von zwei Kindern aus Australien. „Ich habe ein zusammengerolltes Handtuch unter jede Brust gelegt, um sie etwas anzuheben, da sie so schwer waren, und stillte meine Tochter in der Rückenhaltung, aber etwas aufrechter, um sie mit der Größe meiner Brust nicht zu überfordern. Diese Haltung war auch gut, weil ich einen Kaiserschnitt hatte und sie nicht auf mir liegen konnte.“
Die Seitenlage eignet sich ideal für entspanntes Stillen in der Nacht oder tagsüber im Bett oder auf dem Sofa und kann auch angenehmer sein, als im Sitzen zu stillen, wenn du einen Kaiserschnitt hattest oder genäht wurdest.3 Du und dein Baby liegen dabei seitlich nebeneinander, Bauch an Bauch.
„Ich hatte Schwierigkeiten, mich bei den unzähligen nächtlichen Stillmahlzeiten jedes Mal aufrecht hinzusetzen, zum einen weil ich einen Kaiserschnitt hatte, zum anderen weil ich so erschöpft war“, erzählt Francesca, Mutter eines Kindes aus Großbritannien. „Dann habe ich entdeckt, dass ich mein Baby auch auf der Seite liegend stillen und mich gleichzeitig ausruhen konnte.“
„Maisie konnte aufgrund ihres zu kurzen Zungenbändchens nur in der Seitenlage die Brustwarze erfassen. Eine Stillberaterin hat mir gezeigt, wie es geht. Es schien so, als könne sie so mit meinem starken Milchfluss umgehen und in dieser Haltung meine Brustwarze besser festhalten. Als ihr Mund größer wurde, fiel es ihr wesentlich leichter, meine Brustwarze normal zu erfassen“, erzählt Sarah, Mutter von zwei Kindern aus Australien.
Wenn du per Kaiserschnitt entbunden hast und keine bequeme Stillposition finden kannst,3 könnte dies eine Alternative sein. Wenn du dich zurücklehnst und dein Baby seitlich über deine Schulter legst, kannst du bequem stillen, ohne Druck auf deine Wunde auszuüben oder sie zu belasten. Die Seitenlage könntest du auch ausprobieren.
Beim aufrechten Stillen oder Hoppe-Reiter-Sitz sitzt dein Baby rittlings auf deinem Oberschenkel oder auf deiner Hüfte, mit aufrechter Wirbelsäule und aufrechtem Köpfchen.4 Diese Stillhaltung kannst du bei einem Neugeborenen anwenden, wenn du es rundherum stützt, und für ein älteres Baby, das bereits alleine sitzen kann, eignet sie sich ebenfalls. Das aufrechte Stillen oder der Hoppe-Reiter-Sitz ist für Babys, die unter Reflux oder Ohrinfektionen leiden (und deshalb meist gerne aufrecht sitzen möchten), häufig die angenehmste Stillposition. Sie eignet sich eventuell auch gut für Babys, die ein zu kurzes Zungenbändchen oder einen schwachen Muskeltonus haben.
„Als meine Tochter älter war, stillten wir häufig in der aufrechten Haltung, da sie für uns beide bequem war und ich so ihren Körper weiterhin ganz nah an meinem spüren konnte“, sagt Peggy, Mutter einer Tochter aus der Schweiz. „Außerdem konnten wir so diskret in der Öffentlichkeit stillen.“
Bei dieser Position liegt dein Baby auf dem Rücken, während du im Vierfüßlerstand über ihm kniest und deine Brustwarze in seinen Mund hängen lässt.4 Manchen Müttern zufolge ist diese Position bei Erkrankungen wie einer Mastitis kurzzeitig hilfreich, wenn sie nicht möchten, dass ihre Brust gedrückt oder berührt wird; andere sind der Ansicht, dass die Schwerkraft dazu beiträgt, verstopfte Milchkanäle zu befreien, obwohl dies noch nicht wissenschaftlich belegt ist. Du kannst dein Baby auch sitzend oder kniend stillen, indem du dich auf dem Bett oder einem Sofa über es lehnst, oder fast liegend, indem du deinen Oberkörper mit deinen Armen aufstützt. Vielleicht brauchst du Polster und Kissen, um dich abzustützen, damit du deinen Rücken und deine Schultern nicht zu stark belastest.
„Ich habe ein paar Mal in der Vierfüßlerposition gestillt, als ich einen Milchstau (verstopfte Milchkanäle) hatte und nichts anderes half, um die Knoten in meiner Brust zu lösen. Diese Position schien jedoch zu helfen – ich denke, weil die Schwerkraft auf meiner Seite war und weil der Winkel und die Position meines Babys so anders waren als sonst beim Stillen – sodass meine Tochter meine Brust anders entleeren konnte“, sagt Ellie, Mutter von zwei Kindern aus Großbritannien.
Die Vierfüßlerposition möchtest du wahrscheinlich nicht regelmäßig anwenden, doch vielleicht ist sie hilfreich, wenn du mal wechseln musst.
„Ich habe in der Vierfüßlerposition gestillt, als mein Baby Schwierigkeiten hatte, die Brustwarze zu erfassen“, erzählt Lorna, Mutter von zwei Kindern aus Großbritannien. „Es war nicht gerade die angenehmste Art zu stillen, doch damals hätte ich alles getan, um ihn dazu zu bringen, die Brustwarze zu erfassen. Es hat funktioniert – und wir stillen mit acht Monaten immer noch!“
Es braucht etwas Übung, doch dein Baby in einem Tragetuch zu stillen, kann sehr praktisch sein, wenn du unterwegs bist, wenn du dich um ältere Kinder kümmern musst oder auch wenn du einfache Hausarbeiten erledigst.
Es ist auch praktisch, wenn dein Baby nicht abgelegt werden oder häufig an deine Brust will, erzählt Lindsay, Mutter von zwei Kindern aus den USA: „Ich habe meine beiden Babys oft in einer Babytrage getragen. Wenn wir draußen waren, band ich mir einen Sarong um den Hals und legte ihn über die Trage, sodass er als Abdeckung fungierte. Meine beiden konnten dann so lange stillen, bis sie einschliefen.“
Diese Methode funktioniert in der Regel gut, wenn sich dein Baby bereits ans Stillen gewöhnt hat und sein Köpfchen selbst halten kann. Du kannst in allen Arten von Tragetüchern stillen, einschließlich dehnbarer Wickeltücher, Ringslings und Babytragen. Egal, für welche Methode du dich entscheidest, achte immer darauf, dass du das Gesicht deines Babys sehen kannst und dass sein Kinn nicht gegen seine Brust drückt.
Die doppelte Rückenhaltung (auch bekannt als doppelter Rückengriff) ist eine großartige Position zum Stillen von Zwillingen, weil du sie gleichzeitig stillen kannst und die Hände dabei relativ frei hast.4 Wahrscheinlich brauchst du dafür ein spezielles Zwillingsstillkissen, insbesondere am Anfang der Stillzeit. Dadurch werden beide Babys zusätzlich gestützt, können einfacher in Position gebracht werden und der Druck auf deinen Bauch wird minimiert, wenn du einen Kaiserschnitt hattest. Da du die Hände außerdem relativ frei hast, kannst du dich auch um ein Baby kümmern, ohne das andere beim Stillen zu stören.
„Als meine Zwillinge geboren wurden, waren sie sehr klein und mussten alle zwei Stunden gestillt werden, tagsüber und nachts. Schon bald war mir klar, dass ich sie gleichzeitig stillen musste, wenn ich noch irgendetwas anderes tun wollte, außer zu stillen“, erzählt Emma, Mutter von zwei Kindern aus Großbritannien. „Ich habe dann in der doppelten Rückenhaltung mit einem Stillkissen gestillt.“
Andere Stillpositionen, die du mit Zwillingen ausprobieren könntest, sind die Über-Kreuz-Haltung – die Haltung, bei der ein Zwilling in der Rückenhaltung und der andere in der Wiegehaltung angelegt wird –, die doppelte zurückgelehnte Stillhaltung oder die doppelte aufrechte Stillhaltung.
Wenn dein Baby Schwierigkeiten hat, an der Brust zu bleiben, oder einen schwachen Muskeltonus hat – vielleicht, weil es zu früh geboren wurde, mit dem Down-Syndrom auf die Welt gekommen ist oder eine Erkrankung oder Behinderung hat –, probiere diese Haltung aus, bei der du sowohl sein Köpfchen als auch deine Brust stützt.4 Beginne damit, deine Brust mit der Hand von unten zu umschließen, mit den Fingern auf der einen Seite und dem Daumen auf der anderen Seite. Schiebe deine Hand dann nach vorne, sodass dein Daumen und dein Zeigefinger genau vor deiner Brust ein „U“ bilden. Mit deinen anderen drei Fingern stützt du die Brust weiterhin von unten. Beim Stillen stützt du den Unterkiefer deines Babys mit deinem Daumen und deinem Zeigefinger, wobei sein Kinn auf dem Grund des „Us“ ruht und dein Daumen sanft die eine Wange hält und dein Zeigefinger die andere. Dadurch wird dein Baby sehr gut gestützt, du kannst seine Position kontrollieren und du hast im Blick, ob es die Brustwarze richtig erfasst.
1 Colson SD et al. Optimal positions for the release of primitive neonatal reflexes stimulating breastfeeding. Early Hum Dev. 2008;84(7):441-449.
2 UNICEF UK BFHI [Internet]. Off to the best start; 2015 [cited 2018 Feb].
3 Cadwell K. Latching‐On and Suckling of the Healthy Term Neonate: Breastfeeding Assessment. J Midwifery & Women’s Health. 2007;52(6):638-642.
4 Wambach K, Riordan J, editors. Breastfeeding and human lactation. Jones & Bartlett Learning; 2014. 966 p.
Diese Artikel könnten Sie interessieren