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Stillen nach der Geburt: Die erste Stunde zählt!

Zeit zum Lesen: 3 min.

Endlich! Der erste Moment mit deinem Baby nach der Geburt ist ein ganz besonderer. Das erste Anlegen deines Babys an deine Brust – einfach überwältigend! Und nicht nur das: Das Stillen in der ersten Stunde legt den Grundstein für eure gesamte Stillzeit!

Das erste Mal Stillen ist ein wunderschöner Moment. Dabei ist diese innige Erfahrung nicht nur für eure Mutter-Kind-Bindung wichtig. Forscher haben herausgefunden, dass ein erstes Anlegen deines Babys möglichst früh nach der Geburt auch für die optimale Anregung deiner Milchproduktion – und damit für eure gesamte weitere Stillzeit – entscheidend ist.

Auch wenn du nicht spontan entbinden konntest: Stillen nach einem Kaiserschnitt ist ebenso möglich. Dein Baby kann trotz aller Bemühungen nicht sofort nach der Geburt gestillt werden, etwa bei einer Frühgeburt? Dann kannst du mit einer elektrischen Milchpumpe dafür sorgen, dass es trotzdem gesunde Muttermilch bekommt. Und auch für das Abpumpen gilt: Je früher du beginnst, desto besser für den Aufbau deiner Milchproduktion.

Stillstart im Kreißsaal: der Anfang einer guten Stillbeziehung

Auch wenn sich deine Brust schon während der Schwangerschaft aufs Stillen vorbereitet hat und mit dem Kolostrum (Vormilch) schon vor der Geburt die erste Milch für dein Baby bereit ist, den Startschuss für die weitere Milchproduktion gibt die Geburt deines Babys und sein erstes Saugen an deiner Brust. Nur wenn diese „Initialzündung“ möglichst früh nach der Entbindung, am besten noch im Kreißsaal, passiert, kann sich deine Milchmenge optimal aufbauen. Auch die WHO empfiehlt deshalb, dein Baby idealerweise gleich in der ersten Stunde nach der Geburt zu stillen. Denn zu wenig Muttermilch in der Stillzeit ist immer noch einer der häufigsten Gründe, warum Mütter vorzeitig abstillen. Mit einem gelungenen Stillstart legst Du selbst die Basis für eine gute Milchbildung – von Anfang an. Auch in den nächsten Tagen solltest du häufig stillen, damit du eine ausreichende Milchmenge aufbauen kannst.

Die ersten Stunden nach der Geburt: Das passiert beim ersten Stillen!

Die Hebamme wird dir dein Baby noch im Kreißsaal auf den Bauch legen – und von da aus wird es beginnen, langsam aber zielstrebig deine Brustwarze zu suchen. Ob dein Baby dann bereits kräftig saugt oder nur vorsichtig leckt, hängt ganz von ihm ab. Beides ist völlig in Ordnung, denn sein kleiner Magen kann ohnehin noch nicht viel fassen: am ersten Tag nach der Geburt nur circa sechs Milliliter, etwa 25 Milliliter am dritten Tag, dann langsam mehr.

Dennoch ist diese erste Muttermilch, das Kolostrum, sehr wichtig, denn es enthält große Menge von Antikörpern und Wachstumsfaktoren und fördert die Entwicklung von Babys Verdauungstrakt. Im Grunde wirkt es wie eine erste Impfung! Das allererste Stillen soll dein Baby aber nicht nur durch Nahrung stärken, sondern es vor allem an deinen besonderen Geruch und den Geschmack deiner Brustwarze gewöhnen. Nach diesem ersten Stillen und natürlich auch wegen der Geburt wird es sehr müde und erschöpft sein. Wundere dich also nicht, wenn dein Baby danach einschläft.

Vier Argumente für häufiges Stillen ab der ersten Stunde:

1.) Es regt die Milchbildung schneller an und fördert einen frühen Milcheinschuss.

So kann dein Körper die optimale Milchmenge für dein Baby schneller aufbauen. Wenn du langfristig Stillen willst, gibt es keinen besseren Start, um sicherzustellen, dass dein Baby immer ausreichend Muttermilch bekommt.

2) Es nutzt das Hormonhoch direkt nach der Geburt.

Direkt nach der Entbindung haben du und dein Baby besonders hohe Oxytocinwerte. Das „Liebes- und Glückshormon“ fördert in Kombination mit viel Haut-zu-Haut Kontakt eure langfristige Stillbeziehung.

3) Es nutzt den intensiven Saugreflex deines Babys direkt nach der Geburt.

Das Saugen beruhigt dein Baby, hilft seine Atemwege von Schleim zu befreien und regt seine Speichelproduktion an. Der Speichel wiederum enthält wichtige Enzyme zur Vorverdauung der Nahrung.

4) Es gibt deinem Baby frühestmöglich seine „erste Impfung“.

Dein Baby bekommt sofort nach der Geburt das an Nährstoffen und Antikörpern besonders reiche Kolostrum, das dein Körper schon während der Schwangerschaft gebildet hat. Das hilft, das Risiko von Neugeborenengelbsucht zu verringern, da Kolostrum eine abführende Wirkung hat, und wirkt wie eine erste kleine „Impfung“ für dein Baby.

Wie startet das erste Stillen nach der Geburt die Milchbildung?

Deine Brüste haben sich während der Schwangerschaft verändert, um sofort nach der Geburt deine Milchbildung zu starten. Nachdem du nach deinem Baby auch die Plazenta geboren hast, fällt dein Progesteronspiegel natürlicherweise ab. Jetzt sind deine Milchbildungszellen bereit, aktiviert zu werden! Das Saugen deines Babys signalisiert den Zellen, dass sie gebraucht werden. Zunächst reichen deinem Baby die geringen Mengen Kolostrum völlig aus, wann genau der „richtige Milcheinschuss“ einsetzt, ist bei jeder Mutter unterschiedlich – zwischen 24 bis etwa 120 Stunden nach der Geburt ist alles normal. Jetzt ist es besonders wichtig, dass du dein Baby häufig anlegst.

Was tun, wenn das Kind in den ersten 24 – 48 Stunden nicht oder nur sehr unmotiviert trinkt?

Innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Geburt kommt es öfter einmal vor, dass Kinder weniger motiviert trinken. Sollte dies bei euch der Fall sein, hol dir am besten Hilfe von einer Stillberaterin oder einer Hebamme. Sie kann die Situation genau einschätzen und euch, falls nötig, unterstützen. Viel Haut-zu-Haut- Kontakt, ein gutes Bonding und Brustmassagen können zusätzlich deinen Milchfluss unterstützen.

Wann sollte ich anfangen zu pumpen? Und wann ist dafür ein guter Zeitpunkt?

Das Abpumpen von Muttermilch nach der Geburt ist angezeigt, wenn ein Neugeborenes zu schwach ist um kräftig zu trinken oder zu selten effektiv trinkt. Außerdem solltest du Muttermilch abpumpen (am besten beidseitig!) wenn dein Baby viel Gewicht verloren hat (meist über 10 % des Geburtsgewichts) oder wenn ihr getrennt seid. Früh am Morgen haben Frauen die meiste Milch, sodass dies ein sehr guter Zeitpunkt für das Abpumpen ist, genauso wie etwa eine Stunde nach der letzten Stillmahlzeit.

Was tun bei „Ansaugschmerz“?

Der Stillstart kann manchmal schmerzhaft sein: Der „Ansaugschmerz“, also wenn sich dein Baby die Brustwarze schnappt und ordentlich saugt, um den Milchspendereflex auszulösen, kann wirklich weh tun. Aber du kannst dir helfen: Teste verschiedene Stillpositionen, vielleicht schmerzt die eine Haltung weniger als die andere. Außerdem kann feuchte Wärme helfen: Lege vor dem Stillen für 20 Minuten einen warmen, feuchten Waschlappen auf die Brustwarze und entspanne dabei etwas. Und keine Sorge, hat sich das Stillen etwas eingespielt, verschwindet auch der „Ansaugschmerz“. Sind die Schmerzen jedoch stark, ist hier auf jeden Fall eine medizinische Beratung erforderlich: Vielleicht leidest du auch an einem Pilz oder es liegt ein anderes Problem vor. Einfach einmal nachfragen, sicher ist sicher.

Stillen direkt nach der Geburt klappt mit drei goldenen Regeln

1) Sorge für viel Hautkontakt

Kuscheln, kuscheln, kuscheln! Der frühe direkte Hautkontakt mit deinem Baby ist die beste Methode, um das erste Stillen zu unterstützen, denn dabei wird Oxytocin ausgeschüttet, was die Milchbildung unterstützt.

2) Achte auf häufiges Stillen

Am besten stillst du nach Bedarf, so ca. alle zwei bis drei Stunden. Der kontinuierliche enge Kontakt hilft dir auch dabei, die frühen Hungersignale deines Babys in den ersten Tagen nach der Geburt kennenzulernen. Achte darauf, deinem Baby abwechselnd beide Brüste anzubieten und es im Wechsel trinken zu lassen, damit die Milchbildung gleichmäßig unterstützt wird.

3) Erwarte 3x volle Windeln

Mindestens dreimal gelber Stuhlgang in 24 Stunden ca. ab dem 4. Tag ist ein gutes Zeichen dafür, dass deine Milchbildung auf dem richtigen Weg ist.

Was tun, wenn dein Baby nach der Geburt nicht trinkt?

Wenn dein Baby aus bestimmten Gründen das Stillen nach der Geburt nicht schafft, dann achte dennoch darauf, dass es direkten Hautkontakt mit dir oder deinem Partner hat. Beginne bei Stillproblemen früh damit, Milch abzupumpen, um deinen Milcheinschuss zu befördern. Das dabei gewonnene Kolostrum kann deinem Baby gefüttert werden, was sehr wichtig für die Entwicklung deines Babys ist. Bei langanhaltenden Stillproblemen kann eine Stillberatung dir und deinem Baby helfen.

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