Schwangerschaft und Vorbereitung
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Schwanger werden ist manchmal alles andere als kinderleicht, selbst, wenn du alle Tipps zum schwanger werden berücksichtigst. Dr. Birgit Wetzka erklärt, welche medizinischen Möglichkeiten bei unerfülltem Kinderwunsch helfen können. Denn der Weg zum Wunschkind kann ganz schön lange sein…
Eisprungkalender, Temperaturmessmethode – was ist Ihr Rat an alle Frauen mit Kinderwunsch?
Abwarten und laufen lassen! Frauen mit einem regelmäßigen Zyklus sollten sich nicht verrückt machen, sondern sich und ihrem Partner Zeit geben, um schwanger zu werden. Manchmal dauert es eben ein paar Monate – und dann klappt‘s doch!
Ja, denn oft achten Frauen, die regelmäßig und in gesundem Maß Sport treiben, auch auf eine gesunde Lebensweise: Sie rauchen nicht, trinken keinen oder nur wenig Alkohol und essen viel frisches Obst und Gemüse und vollwertige Produkte. Das alles begünstigt eine Schwangerschaft. Sinnvoll ist es übrigens auch, zusätzlich Folsäure und Jod in Tablettenform einzunehmen. Die meisten Frauen leiden ohnehin unter einem Mangel. Dabei ist insbesondere Folsäure sehr wichtig.
Weshalb ist Folsäure bei einem Kinderwunsch wichtig?
Steht dem Körper während einer Schwangerschaft nicht genügend Folsäure zur Verfügung, kann das die Entwicklung des Embryos negativ beeinflussen. Im schlimmsten Fall kann es sogar zu Fehlbildungen im Bereich des Gehirns und der Wirbelsäule kommen. Leider kann der menschliche Körper Folsäure nicht selbst herstellen. Dieses Vitamin muss über die Nahrung aufgenommen werden, z.B. über Nüsse, Vollkornprodukte oder Salat. Allerdings gelingt es nur den wenigsten Frauen, den erhöhten Bedarf während der Schwangerschaft über Nahrungsmittel direkt aufzunehmen. Deshalb ist es ratsam, mindestens vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft, Folsäure einzunehmen. Auf diese Weise steigt der Folsäuregehalt im Körper rechtzeitig auf einen idealen Level.
Was kann man tun, wenn es trotz regelmäßigem Zyklus, gesunder Lebensweise und Einnahme von Folsäure mit dem Schwanger werden nicht klappen will?
Generell empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation ein Jahr abzuwarten. Sollte dann trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehr ohne Verhütung immer noch keine Schwangerschaft eingetreten sein, könnte möglicherweise ein Problem vorliegen.
Welches sind die häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch?
Hormonelle Störungen, Ausbleiben des Eisprungs sowie fehlende, verschlossene oder unbewegliche Eileiter aufgrund von Infektionen, Narben oder Endometriose. Wichtig ist aber zu betonen, dass es in der Hälfte der Fälle am Mann liegt. Deshalb sollte er unbedingt seine Spermienqualität von einem Urologen untersuchen lassen.
Liegt eine Eizellreifungsstörung vor, werden zunächst Medikamente zur Kinderwunschbehandlung eingesetzt. Welche haben sich bewährt?
Zum einen Clomifen. Es wird früh im Zyklus eingesetzt und unterstützt die Reifung der Eizelle. Dazu muss es in Tablettenform über fünf Tage lang eingenommen werden. Der Wirkstoff regt die Hirnanhangdrüse dazu an, vermehrt Hormone auszuschütten, die die Follikelreifung stimulieren. Hierbei können aber auch gleich zwei Eibläschen oder mehr reifen und es kann zur Mehrlingsschwangerschaft kommen. Deshalb ist es wichtig, das Präparat nur unter ärztlicher Überwachung einzunehmen. Ebenfalls bewährt hat sich der Einsatz des Follikelstimulierenden Hormons (FSH). Dieses wird normalerweise in der Hirnanhangdrüse im Gehirn gebildet. Wenn hier ein Mangel vorliegt oder das Clomifen nicht ausreichend wirkt, wird das FSH täglich in die Haut gespritzt und regt auf diese Weise die Reifung der Eizelle im Eierstock an. Auch hier ist eine ärztliche Kontrolle wichtig.
Insemination oder In-Vitro-Fertilisation – welche Methode wird bei der künstlichen Befruchtung am häufigsten verwendet?
Die Insemination. Es ist häufig die Startbehandlung. Mit Hilfe einer Spritze und eines feinen Plastikkatheters werden die Samenzellen des Partners direkt in die Gebärmutter eingeführt. Voraussetzung ist natürlich, dass zum Zeitpunkt des Eingriffs ein Eisprung stattfindet und mindestens ein Eileiter durchgängig ist. Außerdem sollte die Samenprobe des Mannes eine ausreichend Qualität haben, d.h. mindestens eine Million gut bewegliche Spermien enthalten.
Wie hoch sind die Erfolgschancen bei der Insemination?
Zehn bis 15 Prozent pro Zyklus.
Ganz schön spärlich.
Stimmt. Meist wird deshalb schon nach drei bis fünf erfolglosen Behandlungen auf die In-Vitro-Fertilisation umgestellt. Zunächst wird hierbei eine Hormonbehandlung mit FSH in einer höheren Dosierung durchgeführt, so dass sich im Eierstock in einem Zyklus mehrere Eibläschen bilden. Mit Hilfe einer speziellen Technik werden diese Eizellen ultraschallgesteuert durch die Scheide aus dem Eierstock entnommen und im Reagenzglas mit den Spermien des Partners befruchtet. Dort reifen sie zwei bis drei Tage heran und werden dann vorsichtig in die Gebärmutter eingesetzt. Zwei Wochen später lässt sich dann feststellen, ob eine Schwangerschaft eingetreten ist. Die Erfolgschancen sind hier deutlich höher als bei der Insemination und liegen abhängig vom Alter der Frau bei 30 bis 50 Prozent, wenn zwei Embryonen in die Gebärmutter eingesetzt wurden.
Wann ist die Trefferquote am höchsten?
Bis zu einem Alter von maximal 35 Jahren. Dann sinken die Chancen stetig und liegen im Alter von 40Plus sogar nur noch bei ca. 20 Prozent. Deshalb empfehle ich generell allen Frauen mit 40Plus, die innerhalb eines halben Jahres auf natürlichem Wege nicht schwanger geworden sind, zum Frauenarzt zur Beratung zu gehen. Sonst lässt man unnötig einen günstigen Zeitpunkt für eine Schwangerschaft verstreichen.
In welchem Fall ist eine IVF nicht möglich?
Wenn die Spermienqualität des Mannes zu schlecht ist, findet häufig auch im Reagenzglas keine Befruchtung statt. Dann wird ergänzend eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) durchgeführt. Dabei wird das Spermium des Partners direkt in die Eizelle gespritzt.
Klingt aufwendig und vor allem auch teuer. Werden betroffene Paare eigentlich von den gesetzlichen Krankenkassen unterstützt?
Ja, generell beteiligen sich die Krankenkassen zur Hälfte bei den Kosten von bis zu acht Inseminationen. Eine Behandlung ohne Hormonspritzen kostet zwischen 200 bis 300 Euro. Deutlich teurer ist die IVF. Hier liegen die Kosten bei 3500 bis 4000 Euro pro Zyklus. Auch hier beteiligen sich die Kassen zur Hälfte an bis zu drei Behandlungen. Am kostspieligsten ist definitiv die IVF mit ICSI. Eine einzige Behandlung kostet bis zu 5000 Euro. Hier beteiligen sich aber zum Glück auch die gesetzlichen Krankenkassen zur Hälfte bei bis zu drei Behandlungen.
PD Dr. Birgit Wetzka ist Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe und arbeitet am Centrum für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin in Freiburg (CERF). Ihr Schwerpunkt ist Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin.
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