Stilltipps
Zeit zum Lesen: 5 min.
Um beim Stillen genug Milch zu erhalten, muss dein Baby die Brustwarze richtig erfassen – aber das ist nicht immer ganz einfach. Mit diesen Experten-Tipps kannst du dein Baby richtig und bequem anlegen.
Stillen ist die natürlichste Art, dein Baby zu ernähren, aber es kann trotzdem etwas Zeit und Übung erfordern, bis ihr beide den Bogen raushabt. Wenn du weißt, wie das richtige Anlegen aussehen und sich anfühlen sollte, kann das eine große Hilfe beim Start in die Stillzeit sein.
Deshalb ist es eine gute Idee, sich in den ersten paar Tagen und Wochen nach der Geburt möglichst viel Unterstützung zu suchen. Lass am besten eine medizinische Fachperson, die in Stillberatung geschult ist, oder eine qualifizierte Stillberaterin oder Hebamme überprüfen, wie dein Neugeborenes die Brustwarze erfasst. Wenn ihr von Anfang an alles richtig macht, ersparst du dir dadurch womöglich spätere Probleme.
Falsches Anlegen kann nämlich nicht nur frustrierend und stressig für dein Baby sein, es kann bei dir auch wunde Brustwarzen verursachen. Es kann zudem bedeuten, dass dein Baby deine Brüste nicht effektiv entleeren kann, was zu verminderter Gewichtszunahme und reduzierter Milchproduktion führt und ein erhöhtes Risiko für blockierte Milchkanäle und Mastitis birgt.
Ein Experte kann auch feststellen, ob dein Baby eine Zungenverwachsung oder andere Probleme hat, die das Anlegen erschweren können.
Sophie, Mutter eines Kindes aus Großbritannien, sagt: „Mein wichtigster Tipp ist, die Anlegeposition deines Babys vor Verlassen des Krankenhauses von einem Experten überprüfen zu lassen. Ich wusste erst nach fünf Tagen, dass mein Baby die Brustwarze nicht richtig erfasste. Sie saugte nur am Ende meiner Brustwarzen, wodurch sie nicht genug Milch bekam und ich Schmerzen hatte.“
Auch Camilla, Mutter eines Kindes aus Australien, stellte fest, dass es half, um Hilfe beim Anlegen zu bitten: „Ich bat an meinen ersten zwei Tagen im Krankenhaus jede Hebamme, die mir begegnete, mir beim Anlegen meines Babys zu helfen“, sagt sie. „Die meisten hatten leicht unterschiedliche Techniken oder Ratschläge, und so konnte ich ausprobieren, was für Frankie und mich am besten funktionierte.“
Falls du nicht sofort mit einer medizinischen Fachperson, Stillberaterin oder Hebamme sprechen kannst oder dein Baby sich ganz plötzlich nicht mehr richtig anlegen lässt, haben wir hier den Anlegeprozess in sechs einfache Schritte aufgeteilt, die dir hoffentlich weiterhelfen.
1: Überprüfe deine Anlegeposition
Bevor du beginnst und egal für welche Stillposition du dich entscheidest, achte darauf, dass sich Kopf, Hals und Wirbelsäule deines Babys in einer Linie befinden und nicht verdreht sind. Das Kinn des Babys sollte nach oben zeigen und nicht auf seiner Brust aufliegen. Achte auch darauf, dass du es bequem hast – du kannst Kissen verwenden, um deinen Rücken, deine Arme oder das Baby zu stützen.1
2: Motiviere dein Baby, seinen Mund zu öffnen
Halte dein Baby nah bei dir, so dass seine Nase auf gleicher Höhe wie deine Brustwarze liegt. Berühre mit deiner Brustwarze leicht die Oberlippe deines Babys, damit es seinen Mund weit öffnet. Je weiter offen sein Mund ist, desto leichter kann es deine Brustwarze erfassen.1
3: Bring dein Baby an deine Brust
Sobald dein Baby seinen Mund weit öffnet und seine Zunge über sein unteres Zahnfleisch legt, ziehe es an deine Brust und ziele mit deiner Brustwarze in Richtung seines oberen Gaumens. Das Kinn deines Babys sollte das Erste sein, was deine Brust berührt. Dein Baby sollte einen Großteil deines Brustwarzenhofs in seinen Mund nehmen, wobei seine Unterlippe und der Kiefer eher den Bereich unter dem Brustwarzenhof abdecken.1 Wenn dein Brustwarzenhof nicht ganz in seinem Mund ist, ist das völlig in Ordnung – wir alle haben unterschiedlich große Brustwarzenhöfe und unterschiedlich große Babys! Manchen Müttern hilft es, ihre Brust leicht zu formen, während sie ihr Baby anlegen. Probiere einfach aus, was bei euch gut funktioniert.
4: Halte dein Baby eng an deinem Körper, während es an deiner Brust saugt
Denk daran, dass alle Mütter unterschiedlich geformte Brüste und Brustwarzenpositionen haben, daher hast du vielleicht nicht immer die „perfekte“ Anlegeposition. Halte dein Baby wann immer möglich nah bei dir, so dass sein Kinn deine Brust berührt. Die Nasen neugeborener Babys zeigen nach oben, damit sie einfach atmen können, während sie an der Brust liegen, und die Koordination von Saugen und Atmen leicht lernen können.1,2
5: Schau hin und hör zu
Wenn dein Baby trinkt, wird deine Brustwarze an seinen Gaumen gedrückt und von unten leicht von seiner Zunge umschlossen. Das Saugen sollte sich nicht unangenehm anfühlen – eher wie ein leichtes Ziehen. Beobachte dein Baby – anfangs macht es kurze, schnelle Saugbewegungen, um deinen Milchfluss in Gang zu bringen (Milchspendereflex). Sobald die Milch zu fließen beginnt, saugt es langsamer und tiefer mit einigen Pausen, was darauf hinweist, dass es Milch trinkt – ein gutes Zeichen! Du solltest sehen können, wie sich sein Kiefer bewegt, und vielleicht auch Saug- und Schluckgeräusche hören. Das sind alles gute Anzeichen, aber es ist auch wichtig zu überprüfen, ob dein Baby genügend nasse und volle Windeln produziert und gemäß seiner Wachstumskurve zunimmt.2,3
6: So löst du dein Baby von der Brust
Falls dein Baby nicht genug von deiner Brustwarze erfasst, das Anlegen schmerzhaft ist oder das Baby auf deiner Brustwarze kaut oder mit seiner Zunge über das Ende fährt, zieh es wieder von deiner Brust und versuche es erneut. Führe deinen sauberen Finger leicht in seinen Mundwinkel ein, um falls nötig sein Saugen zu unterbrechen.
Jedes Mal, wenn du dein Baby stillst, solltest du auf Folgendes achten:
Falls du Flach- oder Hohlwarzen hast, fällt deinem Baby das Erfassen der Brustwarze vielleicht etwas schwerer – Tipps dazu findest du in unserem Artikel über verschiedene Brustwarzenarten
Denk daran: Wenn das Stillen schmerzhaft ist, dein Baby nach der Stillmahlzeit noch hungrig erscheint oder es nicht zunimmt, kann falsches Anlegen der Grund sein. Wende dich dann so schnell wie möglich an eine Stillberaterin oder Hebamme.
1. Cadwell K. Latching‐on and suckling of the healthy term neonate: breastfeeding assessment. J Midwifery Womens Health. 2007;52(6):638-642.
2. Hoover K. Perinatal and intrapartum care. In: Wambach K, Riordan J, editors. Breastfeeding and human lactation. Burlington MA: Jones & Bartlett Learning; 2016. p.227-270.
3. UNICEF UK BFHI. Off to the best start [Internet]. 2015 [cited 2018 Feb].
Diese Artikel könnten Sie interessieren