Stilltipps
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Gerade zu Beginn des Stillens tauchen viele Fragen auf: Wie oft soll ich mein Baby stillen und wie lange dauert eine Stillmahlzeit normalerweise? Bis zu welchem Alter soll ich mein Kind stillen? Solche Fragen und Unsicherheiten sind völlig normal. In diesem Artikel findest du wertvolle Informationen rund um die Stilldauer, egal ob es um eine Mahlzeit oder die gesamte Stilldauer geht. Die Informationen sollen dich dabei unterstützen, mit einem guten Gefühl deinen individuellen Stillweg zu gehen.
Inhalt
Direkt nach der Geburt: Wie oft und wie lange soll ich stillen?
Nach einem Monat: Wie lange und wie oft soll ich stillen?
Nach sechs Monaten: Soll ich weiterstillen und wenn ja, wie?
Welche gesundheitlichen Vorteile hat längeres Stillen?
Bedeutet das Einführen von Beikost gleich Abstillen?
Häufige Fragen rund ums Stillen
Vor allem in der ersten Woche nach der Geburt aber auch später sind Häufigkeit und Dauer des Stillens individuell verschieden. Wichtig ist, dass du auf die Zeichen deines Babys, wenn es Hunger hat, achtest und es so oft stillst, wie es möchte. Es ist ganz normal, dass Babys am Anfang sehr oft trinken wollen. Häufiges Anlegen ist zudem wichtig, um deine Milchbildung in Gang zu bringen. Auch wenn es sich vielleicht verrückt anhört: Je öfter dein Baby trinkt, desto mehr Milch wird produziert.
Wenn deine Milch einschießt (etwa zwei bis vier Tage nach der Geburt), stillst du innerhalb von 24 Stunden vermutlich 8 bis 12 Mal, manchmal sogar häufiger, und auch nachts.
Im ersten Monat gilt: Stillen nach Bedarf, was meist etwa 8 bis 12 Mal in 24 Stunden bedeutet. Manche Babys wollen öfter trinken, andere machen längere Pausen – beides ist normal.
Wie lange eine Stillmahlzeit dauert, bestimmt dein Baby: Manchmal sind es 15 Minuten, manchmal eine ganze Stunde. Manche Babys werden schnell satt, andere genießen es, länger an der Brust zu sein. Wichtig ist, dass du beide Brüste anbietest und deinem Baby genug Zeit gibst, satt zu werden.
Viele Mamas versuchen, einen festen Stillplan aufzustellen – aber gerade am Anfang ist es besser, sich ganz nach den Bedürfnissen des Babys zu richten.
Und denk daran: Es gibt keine festen Regeln. Wenn dein Baby nach 5–10 Minuten satt ist, ist das genauso in Ordnung – solange es zunimmt und sich gut entwickelt.
Wenn dein Baby wächst und sich weiterentwickelt, kann sich die Häufigkeit und Dauer der Stillmahlzeiten verändern. Möchte dein Baby plötzlich über mehrere Stunden hinweg sehr häufig gestillt werden, könnte es sich um eine Phase des sogenannten Clusterfeedings handeln – oft ausgelöst durch einen Wachstumsschub.
Auch wenn es sehr anstrengend sein kann: Clusterfeeding ist völlig normal und bedeutet nicht, dass du zu wenig Milch hast. In dieser Phase braucht dein Baby besonders viel Nähe, Geborgenheit und Liebe. Denn Stillen ist nicht nur Nahrungsaufnahme – es spendet auch Trost, lindert Schmerzen und setzt Glückshormone frei, so dass dein Baby gut entspannen kann.
Mit etwa einem Monat trinkt dein Baby pro Mahlzeit schon mehr und macht oft längere Pausen zwischen den Stillzeiten. Der Magen deines Babys wächst und deine reife Muttermilch sättigt besser.
Die Stilldauer variiert weiterhin stark – von 10 Minuten bis hin zu fast einer Stunde ist alles möglich.
Wichtig zu wissen: Unabhängig von der Häufigkeit nehmen Babys mit einem Monat bis zu sechs Monaten in etwa die gleiche tägliche Milchmenge zu sich – selbst wenn du später mit Beikost beginnst. Mehr dazu: „Stillen nach dem ersten Monat: Das erwartet dich“
Wie lange du stillst, ist deine ganz persönliche Entscheidung. Viele holen sich dazu Rat bei einer Stillberaterin oder auch der Ärztin bzw. dem Arzt – andere folgen allein ihrem Gefühl.
Die meisten wissenschaftlichen Studien untersuchen die gesundheitlichen Vorteile des Stillens vor allem in den ersten Lebensmonaten eines Babys – mit besonderem Fokus auf die ersten sechs Monate bis hin zu zwei Jahren und darüber hinaus.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die American Academy of Pediatrics (AAP) empfehlen in den ersten 6 Monaten ausschließlich zu stillen – also keine zusätzliche Nahrung, Getränke oder Anfangsmilch dazu zu geben.
Danach sollte mit Beikost begonnen und weitergestillt werden – gerne bis zum zweiten Lebensjahr oder solange es für Mutter und Kind passt.
Auch UNICEF empfiehlt eine Stilldauer von mindestens zwei Jahren – und zwar weltweit.
In Deutschland unterstützt die Nationale Stillkommission diese Empfehlungen, betont aber, dass der Zeitpunkt des Abstillens individuell und situationsabhängig sein sollte.
Die La Leche Liga International rät ebenfalls zu einer Stillzeit von mindestens zwei Jahren für die bestmöglichen gesundheitlichen Vorteile für Mutter und Kind.
Wann du das Stillen beendest, liegt ganz bei dir und deinem Kind.
Es kann verschiedene Gründe fürs Abstillen geben, zum Beispiel Schmerzen, Infektionen, bestimmte Medikamente oder der Wiedereinstieg in den Beruf. Tipps zum Abstillen findest du im Artikel: „Abstillen: Wann und wie du mit dem Stillen aufhören solltest“
Du möchtest flexibel bleiben? Dann kannst du auch Milch abpumpen und einen Vorrat anlegen – zum Beispiel für längere Abwesenheiten.
Stillen bringt zahlreiche gesundheitliche Vorteile mit sich – sowohl für dein Baby als auch für dich.
Stillen senkt unter anderem das Risiko für Infektionen, chronische Erkrankungen und unterstützt die kognitive Entwicklung deines Babys.
Stillen über einen Zeitraum von mehr als einem Jahr – auch bekannt als „Langzeitstillen“ – schützt nachweislich vor bestimmten Krebserkrankungen im Kindesalter, wie zum Beispiel akuter lymphoblastischer Leukämie und Hodgkin-Lymphom. Außerdem verringert es das Risiko für Typ-1- und Typ-2-Diabetes, Seh- und Zahnprobleme sowie Übergewicht.
Deine Muttermilch kann das Risiko deines Babys für Durchfall, Übelkeit, Magen-Darm-Infekte, Erkältungen und Grippe senken – ebenso wie für Pilz- und Lungeninfektionen.
Und Stillen ist nicht nur wegen der Inhaltsstoffe deiner Milch so wertvoll – es ist auch eine wunderbare Möglichkeit, dein Baby zu trösten und zu beruhigen. Wenn dein Kind größer wird, hilft das Stillen auch beim Zahnen, Impfungen gut zu überstehen und bei kleinen Wehwehchen oder Erkältungen.
Langzeitstillen ist nicht nur ideal für dein Kind – es bringt gesundheitliche Vorteile für dich: Wenn du länger als sechs Monate stillst, senkst du dein lebenslanges Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes sowie für Brust-, Eierstock- und Gebärmutterkrebs.
Video: Langfristige Vorteile des Stillens
Angesichts all dieser nachgewiesenen Vorteile ist es kein Wunder, dass viele Mütter das Abstillen ganz natürlich ausklingen lassen, das heißt ihrem Kind die Entscheidung überlassen, wann der richtige Zeitpunkt zum Abstillen gekommen ist.
Weitere Informationen findest du in den Artikeln „Abstillen: Wann und wie du mit dem Stillen aufhören solltest“ und „Beikostplan: So führst du Beikost Schritt für Schritt ein“.
Nein, wenn du Beikost gibst, heißt das nicht automatisch, dass du abstillst.
Du denkst vielleicht, wenn dein Baby beginnt, feste Nahrung zu sich zu nehmen, ist deine Muttermilch nur noch ein zusätzlicher „Snack“. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Zu Beginn der Einführung von Beikost erhält dein Baby nur einen kleinen Teil seiner Kalorien und Nährstoffe aus der festen Nahrung, den Großteil bekommt es weiterhin über die Muttermilch.
Die WHO empfiehlt mit der Beikost ab dem 6. Lebensmonat zu beginnen – es ist aber auch okay, wenn dein Baby schon ein bisschen früher oder ein wenig später bereit ist, feste Nahrung zu sich zu nehmen.
Es ist nicht notwendig, dass dein Baby an beiden Brüsten gleich lange trinkt. Die Stilldauer kann je nach den Bedürfnissen deines Babys und deiner Milchmenge variieren.
Lass dein Baby an einer Brust trinken, bis es von selbst aufhört – dann biete ihm die andere Brust an. Manche Babys trinken pro Mahlzeit nur an einer Brust, andere wechseln mehrmals zwischen beiden Seiten.
Solange es für dich und dein Baby gut funktioniert ist alles möglich.
Solange dein Baby gut gedeiht und zufrieden ist, ist alles in Ordnung. Es gibt keine festen Zeitvorgaben, wie lange dein Baby an einer Brust trinken sollte.
Nein, du solltest nicht mit dem Stillen aufhören, wenn du wunde Brustwarzen hast. Wunde oder rissige Brustwarzen sind oft ein Zeichen dafür, dass dein Baby nicht richtig angelegt ist. Wenn du mit dem Stillen aufhörst, kann das deinen Milchfluss verringern und zu anderen Problemen führen.
Hol dir am besten Rat von einer Hebamme oder Stillberaterin. Sie können dir helfen, die optimale Stillposition für dich und dein Baby zu finden und dein Baby korrekt anzulegen. Beachte auch die Hinweise in den Artikeln „11 Stillpositionen: Welche ist die richtige für euch?“ und „Richtig anlegen in 6 Schritten“
Tipps zum Lindern und Vermeiden von wunden Brustwarzen und Schmerzen beim Stillen findest du im Artikel „Wunde Brustwarzen und Schmerzen beim Stillen?“
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